Das Volontariat: Berufseinstieg ohne Perspektive?
Rund 80 Prozent aller angehenden Journalisten steigen durch ein Volontariat in den Beruf ein - genau wie Daniel Benfer. Er ist crossmedialer Volontär bei der Siegener Zeitung. Der Alumni, der in Siegen den Master im interdisziplinären Studiengang Medien und Gesellschaft 2011 erfolgreich abschloss, hatte am Dienstag im career:FORUM einige Tipps für angehende Journalisten in petto.
Lokaljournalismus ist nicht jedermanns Sache, so Benfer
direkt zu Beginn. Als Beispiel führt er eine ehemalige Kollegin
an, die zwar Talent hatte, sich mit dem Lokaljournalismus aber
nicht identifizieren konnte und deswegen scheiterte. Vor dem
Berufseinstieg sollte man deswegen auf jeden Fall schon in den
gewünschten Beruf reingeschaut haben. Praktika bieten sich da
an, aber für Daniel Benfer hat die Arbeit als freier
Mitarbeiter die höhere Priorität. „Die freie Mitarbeit öffnet
Türen, die sonst verschlossen bleiben“, sagt er. Er selbst hat
jahrelang Erfahrung in den Printmedien durch freie Mitarbeit
gesammelt. Nach dem Abitur entschloss er sich aber erstmal für
ein Studium: „Irgendwas mit Medien“, wie er selbst sagt, denn
er wusste damals noch nicht, was für eine berufliche Karriere
er einschlagen wollte.
Nach dem Studium ergriff er dann die Chance auf ein
Volontariat, das es in dieser Form vorher noch nicht bei der
Siegener Zeitung gab – Crossmedia-Volontär, vereinfacht gesagt:
Online-Redakteur. Zusammen mit einem weiteren Redakteur bilden
sie die Redaktion und managen unter anderem Social Media, den
Internetauftritt der Siegener Zeitung, die Entwicklung
verschiedener Apps für das Smartphone sowie das Tablet.
Benfer schätzt gerade die Vielfalt, die das Crossmedia
Volontariat ihm bietet und kann sich mittlerweile gar nicht
mehr vorstellen, nur im Printbereich zu arbeiten. Das Schreiben
käme momentan aber leider aus Zeitmangel viel zu kurz, so der
Alumni. Sein derzeitiger Arbeitsschwerpunkt ist das
Programmieren, das Managen und Organisieren der
Online-Aktivitäten. Das soll sich aber in Zukunft wieder
ändern: Als Volontär muss man drei Ressorts durchlaufen:
Gesetzt sind Politik und Lokales, ein Ressort ist frei wählbar.
Bevor man sich für ein Volontariat bewirbt, ist es ein Muss,
sich seiner eigenen Vorstellungen bewusst zu werden. Gerade in
den Lokalmedien, wo Freizeit kleingeschrieben wird. Damit
einher gehen Arbeitszeiten, die teilweise unvereinbar sind mit
sozialen Beziehungen. Außerdem sollte man ein abgeschlossenes
Studium vorweisen können. Zwar gäbe es auch Quereinsteiger mit
Expertenwissen, für einen herkömmlichen Weg ist aber
mittlerweile zumindest der Bachelorabschluss unerlässlich. Eine
der anwesenden Studierenden interessierte, ob ein Master ein
Muss für ein Volontariat sei. Für ein Volontariat ist ein
Masterabschluss nicht unbedingt erforderlich. Vielmehr sieht
Benfer hier die Chance der persönlichen Weiterentwicklung und
Spezialisierung auf gewisse Themenbereiche. An der Bezahlung
ändert der höhere akademische Grad bei tariflich angestellten
Journalisten aber nichts. Und auch der Studiengang sei nicht
entscheidend. Beispielsweise arbeitet er mit einem studierten
Biologen zusammen, der als Quereinsteiger zum Journalismus kam.
Der Einstieg in eine der Journalistenschulen Deutschlands sei
zudem auch gar nicht so leicht. Zum einen habe das Studium
einen Numerus clausus, der zum Teil mit dem eines
Medizinstudiums vergleichbar sei, und zum anderen müsse man
einen Einstellungstest absolvieren, der neben Fragen zu Politik
und Weltgeschehen unter anderem auch Cocktailrezepte abfragen
kann. Ein medienwissenschaftliches Studium stellt den
angehenden Journalisten auch breiter auf als teilweise ein
reines Journalismus Studium. So lernte Daniel Benfer in den
Medienkompetenzbereichen des Medienwissenschaftenstudiums unter
anderem Videoschnitt – ein Beispiel der Fähigkeiten, die er im
Studium lernte und nun im Volontariat anwenden kann.
Eine Technikaffinität ist speziell für sein Volontariat
natürlich unabdingbar. Denn laut Benfer laufen im
Online-Bereich der Siegener Zeitung die Fäden zusammen. Das
bedeutet: Neben Technikaffinität muss der Online-Redakteur ein
Organisationstalent besitzen.
Auch als Volontär hat Benfer die Möglichkeit, bereits
eigenverantwortlich an Projekten zu arbeiten. Natürlich hat er
auch hier Ansprechpartner und befindet sich als Volontär weiter
in Ausbildung. In den zwei Jahren als VolontärIn durchläuft man
daher über mehrere Wochen externe und diverse interne
Schulungen.
In der heutigen Zeit gewinnt der Beruf des
Crossmedia-Redakteurs immer mehr an Bedeutung. Gerade für junge
Leute, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, bietet
sich hier also ein interessantes Berufsfeld. Denn wir alle
vernetzen uns immer mehr und ziehen unsere Informationen
größtenteils aus dem Internet. Die Vielfältigkeit des Jobs
ermöglichen dem/der Redakteur/Redakteurin kreatives und
innovatives Arbeiten mit den verschiedenen Medien.
Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team
Fotos: Sofia Magaliou, Career Service der Universität Siegen