Experte: Keine akute Gesundheitsgefährdung durch PCB
Vor den geplanten Sanierungen auf dem Campus Adolf-Reichwein-Straße informiert die Universität Siegen alle Beschäftigten über die PCB-Schadstoffe. Reinigung und Lüftung senken Belastung effektiv. BLB verspricht schadstofffreie Gebäude nach Sanierung in 2016.
Wie gefährlich sind die Schadstoffe PCB für die Gesundheit? Wie hoch ist die Belastung? Und welche Maßnahmen wirken dagegen? Drei von vielen Fragen, die sich Studierende und Beschäftigte der Universität Siegen im April 2015 gestellt haben, als überraschend erhöhte PCB-Werte im Gebäudeteil AR-A auf dem Campus Adolf-Reichwein-Straße festgestellt worden sind. Da die Universität Siegen höchsten Wert auf die Gesundheit aller legt, sind umgehend alle Möglichkeiten umgesetzt worden, um Gefährdungen auszuschließen. Der Gebäudeteil wurde gesperrt und nach erfolgreicher Senkung der Schadstoffwerte wieder zur Nutzung freigegeben.
2016 steht nun die Sanierung weiterer Gebäudeteile auf dem Campus Adolf-Reichwein-Straße an. Um frühzeitig bereits alle Beschäftigten umfassend zu informieren, hat die Universität Siegen am 2. November 2015 eine Informationsveranstaltung im blauen Hörsaal angeboten. „Wir möchten zum einen darüber informieren, was PCB aus medizinischer Sicht bedeutet und welche Maßnahmen der PCB-Belastung entgegenwirken. Zum anderen möchten wir die Strategie für die geplanten Sanierungen vorstellen“, sagte Kanzler Ulf Richter.
Prof. Dr. med. Thomas Kraus, Leiter des Instituts für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin an der Uniklinik der RWTH Aachen, erklärte die Besonderheiten der Schadstoffe. Helmut Heitkamp, Niederlassungsleiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB), stellte die Strategie des BLB im Hinblick auf die Sanierungen vor. Der BLB ist verantwortlich für die Gebäude, die Messungen und die Sanierungen.
Um welche Schadstoffe geht es?
PCB-Schadstoffe lassen sich auf Grund ihrer chemischen Struktur in zwei Gruppen aufteilen. Niederchlorige und höherchlorige PCBs. Bei den Schadstoffen, die an der Universität Siegen gefunden worden sind, handelt es sich überwiegend um niederchlorige PCBs. Diese Schadstoffe werden durch die Luft übertragen und kommen beispielsweise in Fugen vor. Niederchlorige PCBs sind weniger schädlich.
Was hilft gegen PCB?
„Wenn Sie die Quellen stoppen, verschwinden die PCBs“, sagte Prof. Kraus. Durch intensives Lüften und intensives Reinigen konnte die Belastung stark reduziert werden.
Wie gefährlich sind PCBs für den Einzelnen?
Das hängt immer vom Einzelfall ab. Das Gewicht einer Person, die Dauer des Aufenthalts und das Atemvolumen (z.B. durch körperliche Arbeit) beeinflussen die Wirkung. Prof. Kraus analysierte die Mess-Ergebnisse aus April und Mai 2015 an der Uni Siegen und fasste zusammen: „Aus diesen Ergebnissen ist keine akute Gesundheitsgefährdung ableitbar.“ Niederchlorige PCBs werden innerhalb von einem bis fünf Jahren durch den Stoffwechsel ausgeschieden.
Wie geht der BLB nun vor?
„Wir werden eine Probe-Sanierung durchführen, anschließend Messungen und daraus Rückschlüsse ziehen. Das Ziel ist ohne Diskussionen, alle Räume in langfristiger Nutzung unter den Bereich von 300 ng/m³ zu bringen“, sagte Heitkamp. PCB-Werte unterhalb von 300 ng/m³ sind laut der Richtlinie in NRW langfristig tolerabel und daher das Sanierungsziel. Bei der Probe-Sanierung handelt es sich um einen exemplarischen Raum mit hoher Belastung. Hier werden Fugendichtungen und die Flankierung entfernt, um durch neue Messungen den Erfolg der Maßnahme zu prüfen. Heitkamp: „Der BLB macht seine Gebäude schadstofffrei“. Bis zum Frühsommer 2016 soll das Sanierungskonzept stehen. Für die Messungen arbeitet der BLB mit dem Sachverständigenbüro Richardson zusammen.
An wen können sich Betroffene wenden?
Die Universität Siegen bietet allen Beschäftigten, die sich unwohl fühlen, die Möglichkeit eines Bio-Monitorings im Arbeitsmedizinischen Zentrum Siegerland (AMZ) und eine persönliche Beratung durch Dr. Joachim Schauerte.
Bitte wenden Sie sich hierzu an:
Ralf Schmelzer
Dezernat 1
Telefon: +49 271 740-3311
E-Mail: ralf.schmelzer@zv.uni-siegen.de